Bin ich schon wach, oder träume ich noch?
Musik, Stimmengewirr und lautes Lachen dringen in mein Ohr, und ich entschließe mich, aus dem Bett zu steigen.
Mir erscheint das Gebäude in welchem ich mich befinde unbekannt, also gehe ich mal davon aus, dass ich träume. Ein helles, schönes Haus, gefüllt mit mir nicht unbekannten, gut gelaunten,
tanzenden Menschen. Ich höre Musik, wunderbare Musik - woher kommt diese?
Seitlich entdecke ich eine kleine Wendeltreppe, welche nach oben führt. Neugierig mache ich mich auf den Weg und erklimme Stufe für Stufe. Oben angekommen blicke ich in einen wunderschönen, aber
menschenleeren Raum, welcher wesentlich dunkler und düsterer gehalten ist, als der Raum in der unteren Ebene. Schwere Vorhänge bedecken die bodentiefen Fenster, und anstelle von Menschen, tanzen hier
nur Staubwehen an den Decken.
In der Mitte des Raumes steht ein gedeckter Tisch, jedoch ist dieser - wie alles hier im Raum - von einer dicken Staubschicht überzogen. Je tiefer ich in die Räumlichkeit vordringe, umso
bewusster wird mir, dass hier schon seit langer Zeit niemand mehr gewesen sein kann. Irgendwie erscheint mir dennoch alles sehr vertraut, und ich empfinde hier im oberen Teil des Gebäudes ein tiefes
Gefühl der Geborgenheit, und meine Seele fühlt sich zuhause. Es ist, als wäre dieser Raum ein Teil von mir...
In einer Ecke entdecke ich ein altes Grammophon, aus welchem die wunderbare Musik dringt, welche mich schon im Untergeschoss empfangen hatte. Ich bemerke, das Grammophon ist der einzige
Gegenstand hier im Raum, welcher frei von Staub ist.
Plötzlich spüre ich einen Luftzug im Nacken. Ist hier außer mir doch noch wer im Raum? Ich habe das Gefühl, als könne ich dessen Anwesenheit förmlich spüren, aber es macht sich niemand
bemerkbar. Vermutlich spielen mir meine Sinne mal wieder einen Streich...!?
Ich begebe mich nun wieder zur Treppe, denn mich überkommt ein leichtes Frösteln hier oben im Zimmer - so allein. Also steige ich die Wendeltreppe wieder hinab, jedoch nicht, ohne mich vorher
noch einige Male sehnsüchtig umzudrehen.
Unten angekommen drängt sich mir auch sogleich der Gedanke auf, welch Verschwendung es doch ist, dass dieser schöne Raum dort oben dieses triste Dasein führt. Dort oben ist etwas, was es zu
entdecken gibt, und ich werde zurückkehren, um es zu finden.
Ist es doch wunderbar und schön, wenn ein Gebäude gänzlich in hellem Licht erstrahlt....
::: Shortstory ©Sabine Julitz 2014/2015 ( überarbeitete Version )